Nachdem wir 2012 den nördlichen Abschnitt des Kungsledens, von Abisko nach Nikkaluokta, im Herbst gewandert sind, packte uns die Neugierde auf eine Wintertour. Und so kam es, dass wir im März 2015 zurückkehrten, um die Strecke noch einmal auf unseren Backcountry-Skiern zurückzulegen. Diesmal lagen die Berge und Täler unter einer dicken Schneedecke begraben und die bekannten Gewässer waren zugefroren. So entstand ein völlig anderer – und mindestens genauso schöner – Eindruck von dieser faszinierenden Landschaft.
Die Tour kann flexibel in beide Richtungen gelaufen werden. Im Winter sind die Tagesetappen zum Teil etwas kürzer als im Sommer, da über die zugefroreren Gewässer abgekürzt werden kann.
Wer noch etwas mehr Zeit hat, kann auch zwischen Abiskojaure und Alesjaure vom klassischen Kungsleden abweichen und einen Abstecher über die Berge zur Unna Allakas Hütte machen (mehr zu dieser Tourenvariante hier).
Tourenbericht
Den vollständigen Bericht zu dieser Tour kannst du im Globetrotter Magazin Ausgabe 4/2021 oder hier online lesen.
Länge: |
6 - 7 Tage (+ Reservetag) |
Beste Reisezeit: |
Ende Februar - Anfang April (für Hüttentouren die STF Öffnungszeiten beachten) |
Übernachtung: | Hütten und/oder Zelt |
An-/Abreise: |
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Tipps:
Der nördliche Kungsleden ist im Winter durchgängig markiert und hat ein gutes Hüttennetz. Die urigen, rustikalen Wandererhütten sind in der Wintersaison für gewöhnlich zwischen März und April geöffnet (genaue Öffnungszeiten findest du auf der Seite des STF) und außerhalb der Saison ist ein Notfallraum zugänglich (dieser ist jedoch oft sehr klein und wirklich nur für den Notfall gedacht). Trotz dieser Annehmlichkeiten ist eine Wintertour immer auch stark vom Wetter abhängig und das kann sich im winterlichen Fjäll schnell ändern. Daher solltest du trotz Wintermarkierungen notfalls bei einem Schneesturm oder gar Whiteout auch mit Karte und Kompass bzw. GPS navigieren können und nicht aufbrechen, wenn die Wetterbedingungen zu schlecht sind.
Auch unsere Tour war von schnellen Wetterwechseln geprägt. Die ersten beiden Etappen haben wir bei zwar eisigen Temperaturen, aber überwiegend sonnigem Winterwetter zurückgelegt. - Perfekte Konditionen zum Skilaufen. Am zweiten Abend der Touren, während wir in Alesjaure ankamen, braute sich ein ungemütlicher Sturm zusammen, der im Laufe der Nacht noch zunahm. Wir warteten einen Tag in komplettem Whiteout auf der Hütte ab und brachen tags darauf doch in Richtung Tjäktja auf. Vormittags war es zwar noch stürmisch, jedoch konnten wir die Strecke problemlos erkennen. Nach zwei Stunden wurde die Sicht dann zunehmend schlechter und wir kämpften uns nachmittags in kräftigem Schnee gegen den eisig peitschenden Sturm den Weg zur Tjäktja-Hütte hoch. Durch das ungemütliche Wetter machten wir kaum Pausen und erreichten schon früh die kleine Tjäktja-Hütte. Abends wurde das Schneegestöber so heftig, dass man nicht mal mehr das Klohäuschen erkennen konnte, obwohl dieses praktisch genau gegenüber der Hütte liegt.
Aber wie in den Bergen üblich, änderte sich das Wetter genauso schnell wieder, und zwei Tage später waren wir bei strahlender Wintersonne und milden Temperaturen in Sälka und genossen abends die heiße Sauna mit Blick auf die weißen Berge. - Eine völlig andere Stimmung, das Fjäll wirkte nun ganz friedlich und sanft gestimmt.
Die Strecke nach Singi war wiederum von starkem Wind geprägt und die herumwirbelnden Schneekristalle in der Luft und das diffuse Licht ließen alle Kontouren in einem flimmernden Weiß-Grau verschwinden. Sobald wir aber in Richtung Kebnekaise abgebogen und zunehmend an Höhe verloren, stiegen die Temperaturen, der Ausblick ins Tal klarte innerhalb weniger Minuten auf und der Schnee glitzerte in der durchbrechenden Sonne unter unseren Skiern. Plötzlich waren alle Kontouren wieder scharf gezeichnet und das Kebnekaise-Massiv trat hervor, während die zuvor noch tiefhängenende Wolkendecke sich rasch hob ...
Es kommt, wie es kommt. - Aber es wird auf jeden Fall einzigartig.
Ohne Frage sind die sonnigen Tage, in denen der Schnee unter den Skiern dahin gleitet und wie ein Meer aus glitzernden Kristallen in der Sonne funkelt der Traum einer jeden Skitour. In völliger Stille kann man dann die Berglandschaft und Weite genießen und jede Kontour genau betrachten. Es macht riesigen Spaß schwungvoll die Hänge hinunter zu sausen und dabei problemlos alle Unebenheiten im Schnee im Voraus zu erkennen.
Aber auch einen Schneesturm im Fjäll zu erleben, ist ein Abenteuer und hat seinen besonderen Reiz. Plötzlich ist absoluter Fokus gefragt: der Weg darf nicht aus den Augen verloren werden und im Extremfall muss ohne Sicht mit GPS oder Kompass navigiert werden. Der Wind kann eine ungeheure Kraft aufbringen und wirbelt den Schnee wild durch die Luft, während die gesamte Kulisse in einem eintönigen Grau-Weiß versinkt. Manchmal geht es überraschend bergab, ohne dass man die Senke zuvor erkennen konnte. Fokus, also.
Und zwischen diesen Extremen warten unzählige weitere Facetten des Fjälls... Jeder Tag wird anders erlebt. Und so kann man die gleichen Gebiete oft viele Male besuchen und doch ist der Eindruck jedesmal vollkommen anders. Abhängig vom Wetter, den Jahreszeiten, Begegnungen oder der persönlicher Stimmung.