Vom Schnee ins Feuer...
Zusammen mit uns erreicht eine Hitzewelle Südoregon und bereits bei unserer Ankunft in Ashland ist es unglaublich heiß und stickig. Wir übernachten eine Nacht in der Jugendherberge, besorgen neue Gaskartuschen und packen Versorgungspakete für Oregon. Zufällig treffen wir Ina und Chris aus Süddeutschland wieder; Die beiden sind im April mit uns auf dem PCT gestartet und wir freuen uns riesig, sie hier wiederzusehen! Am nächsten Morgen frühstücken wir noch gemeinsam und dann geht's für uns zurück zum Trail.
Der PCT ist ab Ashland relativ flach und einfach zu laufen, aber dafür machen uns die schlappen 45°C zu schaffen. Schon morgens im Zelt fühlt man sich wie in der Sauna, sobald man sich in Bewegung setzt ist man schweißgebadet, mittags ist es für 3-4 Stunden schier unerträglich und wir liegen nur noch bewegungslos im Schatten und abends hängt noch immer schwüle Luft in den Tälern. Puh! Und wir dachten, die Wüstentemperaturen wären geschafft...
Drei Tagen geht's abwechselnd durch Moskitowälder und große, schwarze Lavafelder. Dann erreichen wir den Campground am Fish Lake. Wir verbringen einige Stunden auf der schattigen Veranda des
Cafés und schwimmen zwischendurch im See. Freche Chipmunks fressen sich derweil durch Malins Essenssack. Ich erhalte hingegen ein charmantes Geschenk: ein Chipmunk schleppt einen toten Fisch vom
See an und lässt ihn auf meine Füße fallen...äh, danke.
Als wir gerade weiterlaufen wollen, erreicht uns die Nachricht von einem großen Waldbrand rund um Crater Lake. Wir versuchen herauszufinden, welche Abschnitte des PCTs betroffen sind. Noch ist
nur ein Teil nördlich von Crater Lake gesperrt und ein weiteres Gebiet in Nordoregon, jedoch soll die Rauchbelastung auch weiter südlich schon recht heftig sein. Das Feuer ist auf dem nächsten
Abschnitt nur 3-5 Meilen vom Trail entfernt. Das ist uns etwas zu riskant - zumal wir auf dem Trail keinen Empfang haben und somit keine Chance, die neuesten Meldungen des Fire Departements zu
checken.
Da in Crater Lake ein Versorgungspaket auf uns wartet, geht es erstmal dorthin. Dann sehen wir weiter. Nachts auf dem Campground riecht man das Feuer schon intensiv und Asche rieselt vom Himmel. Am nächsten Morgen wird dann auch die Alternativroute entlang der Crater Lake Rim in nördlicher Richtung des PCTs gesperrt. Uns bleibt also nichts anderes übrig, als Crater Lake weiter zu umgehen. Also machen wir uns auf den Weg zum Highway.
Oft staune ich, wie sich viele Dinge auf dem Trail spontan zusammenfügen und sich immer wieder neue Möglichkeiten auftun. Während wir also im Rauch am Crater Lake hocken, kommt mit einem mal ein weißer Chevy vorgefahren und darin sitzt Brenda. Wir haben Brenda vor etwa 3 Monaten in der Wüste kennengelernt, sie hat damals an einem heißen Tag (ähnlich wie heute) gekühlte Sodas an die Hiker verteilt. Und tatsächlich erkennt sie uns wieder und bietet an, uns weiter nördlich zum Trail zu fahren! Branda ist ein bunter Paradiesvogel und ihr Auto ist vollgestopft mit allerlei Campingequipment, Klamotten, bunten Tüchern und Kissen, dazwischen sitzt noch ein Dackel und eine Hitchhikerin mit Skateboard und Gitarre. Wir quetschen uns mit zwei anderen PCT-Hikern zu viert hinten aufs Bett, die Rucksäcke werden auch noch irgendwie verstaut und los geht die Fahrt durch die Rauchschwaden. Unterwegs blicken wir auf den Crater Lake herab, der unter den dicken Aschewolken kaum sichtbar ist.
Wir kehren in dem offenen Gebiet zwischen dem Crater Lake Feuer und dem Mt. Jefferson Feuer in Nordoregon zurück zum Trail. Der Weg führt uns zunächst für einige Tage größtenteils durch eintönigen Nadelwald. Dazwischen passieren wir immer wieder Seen und kleinere Tümpel und es wimmelt nur so vor Moskitos. Trotz Regenjacke und Kopfnetz werden wir total zerstochen. Nicht gerade angenehmes Wandern...
Dann kommen wir an den Three Sisters, drei markanten Bergen, vorbei und die Landschaft wandelt sich: Erst laufen wir durch herrliche Bergwiesen mit unzähligen blau-violetten Lupinen und gelben Butterblümchen. Die Insekten summen vor Freude und dazwischen brummen auch ein paar flinke Kolibris von Blüte zu Blüte. Im Hintergrund die schneebedeckten Sisters. Es folgt ein spektakulärer Abschnitt durch schwarz glänzenden Obsidian und Lavageröll. Wir rasten an einem Gletscherfluss hinter den Obsidian Falls und genießen den Anblick. Anschließend steigen wir über einen Pass weiter auf und befinden uns plötzlich in einer kargen Steinwüste mit noch einzelnen Schneeflecken. Was für ein grandioser Wechsel von satt blühender Natur zu schroffer Vulkanlandschaft!
Auch am nächsten Tag geht es noch weiter durch Lavafelder, vorbei an einigen Kratern, bis wir das Youth Camp am Big Lake erreichen. PCT-Hiker dürfen hier die Duschen und Waschmaschine nutzen. Gegen eine kleine Spende gibt es auch ein leckeres vegetarisches Essen. Allerdings handelt es sich um ein streng christliches Camp und als Malin nach der Dusche in ein großes Badelaken gewickelt unsere Klamotten holen will, löst sie zum Amüsement der anderen Hiker einen minderschweren Skandal aus und wird schleunigst vom Hof eskortiert... 😀
Als nächstes geht es für uns nach Sisters, von wo aus wir die weitere Strecke planen und die Feuersituation in Nordoregon checken werden. Seit drei Tagen ist schon wieder der Rauch des nächsten Feuers zu sehen und nachts rieselt erneut Asche vom Himmel. Schneechaos, Hochwasser, Hitzerekorde und nun Waldbrände - was für ein verrücktes Jahr für den PCT!
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Sabine (Donnerstag, 10 August 2017 21:37)
....Träume leben !!
Danke für den schönen Bericht und weiterhin eine gute Zeit.
Liebe Grüße
Mama
Hanna (Donnerstag, 10 August 2017 22:52)
Das klingt aufregend, die Landschaft ist wunderbar beschrieben.
Es war super euch heute kurz mal zu sehen. �
Viel Power für die nächste Etappe. Vlg Hanna
Henning (Donnerstag, 10 August 2017 23:01)
Wow, atemberaubende Landschaft und wunderschöner Bericht! Und so viele aufregende Erlebnisse mit Christen, Höllenfeuern, Chipmunks und Puppies, einfach toll!!!
Catharina (Sonntag, 13 August 2017 09:11)
Ihr Lieben, ich kann Euch inzwischen immer besser verstehen. Ich wünsche Euch weiterhin Energie und Glück bei Euren Erlebnissen. Liebe Grüsse von Catharina