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Am Ortsausgang von Bridgeport
Am Ortsausgang von Bridgeport

Auf dem PCT vollkommen normal: Hitchhiken. Ohne die freundlichen Autofahrer/innen, die uns Wanderer vom Trail aus zum "Resupplyen" mit in den nächsten Ort nimmt, wären wir oft ziemlich aufgeschmissen. Während der PCT in der Wüste noch regelmäßig an kleineren Versorgungspunkten entlangläuft, sind die Raststätten, Ranchen oder kleineren Ortschaften im folgenden Teil meist weiter vom Trail entfernt. Um vom Sonora Pass aus nach Bridgeport zu gelangen, bedarf es zum Beispiel einer fast einstündigen Autofahrt inklusive aktueller Baustellenverzögerung. Erst geht es eine lange, kurvige Bergstraße (die wegen Schnee oft bis Juni oder gar länger geschlossen ist) hinunter und dann noch etwa 17 Meilen den nächsten Highway entlang. 

Manchmal hat man Glück und es hält recht schnell ein Auto an, an einsameren Straßen kann es aber auch schonmal eine oder mehrere Stunden dauern, bis jemand hält. 

Wir treffen am Sonora Pass auf eine Thruhikerin aus den Südstaaten, die bereits seit über einer Stunde am Highway wartet. Wir stellen uns auf eine längere Wartezeit in der Hitze ein, doch schon 10 Minuten später fährt ein Mann in einem bunten Batikshirt rechts ran und nimmt uns alle mit die Bergstraße hinunter. Er erzählt, dass er als ITler in Silicon Valley arbeitet und das Wochenende in der Sierra verbringt. Als er vom Trail erfuhr, wollte er gerne mal ein paar Hiker kennenlernen. Ich würde mal sagen, ein Win-Win-Situation!

 

Da Salamander noch etwas Ruhe braucht, entschließen wir uns dazu, ab Bridgeport für ein paar Tage einen Abstecher zu unterschiedlichen Nationalparks östlich der Sierra Nevada zu machen und anschließen auf den PCT zurückzukehren. Doch dafür müssen wir zuerst einmal aus dem kleinen Westernort Bridgeport wegkommen. Es ist Samstag und der einzige Bus fährt erst wieder am Montag. Das dauert uns zu lange und so stehe ich am nächsten Morgen wieder mit dem Daumen hoch am wenig befahrenen Highway. Eigentlich erscheint mir die Stelle am Ortsausgang mit der langen Haltebucht perfekt — wären da nicht die lästigen Feuerameisen, die mir ständig an den Beinen hochkrabbeln und einfach ganz fies brennen.

 

Nach etwa 40 Minuten hält ein klappriger, alter Minivan an.

Wir lernen die liebenswerte Mary Grace kennen, die uns mit in den nächst größeren Ort mit Busanschluss nimmt, Carson City. Ihr Minivan hat nur zwei Vordersitze, daher macht es sich Salamander mit unseren Rucksäcken hinten auf dem provisorischen Bett zwischen bunten Kissen und einer Holzkiste mit ein paar zerlesenen Büchern bequem. Mary Grace ist etwa Ende zwanzig, kommt aus Detroit und lebt seit ein paar Monaten on the road in ihrem Auto. Derzeit jobbt sie auf einer Pferde-Ranch in der östlichen Sierra, ansonsten fährt sie durch's Land auf der Suche nach besonderen, inspirierenden Orten, wie sie uns erzählt.

Wir unterhalten uns u.a. über die vielen Orte, die sie schon besucht hat, über das Leben in den Staaten, unsere verrücktesten Hitchhikes und natürlich den PCT. Und obwohl es ein 20 minütiger Umweg für sie ist, bringt Mary Grace uns noch direkt bis zur Haltestelle in Carson City. Wir wollen ihr gerne Spritgeld für die anderthalbstündige Fahrt geben, aber das lehnt sie kategorisch ab und sagt, dass sie sich einfach nur über die Gesellschaft gefreut hat. Das können wir von Herzen erwiedern. Es sind oft diese kurzen, aber intensiven Begegnungen und Unterhaltungen auf Reisen, die einem spöter am stärksten in Erinnerung bleiben.

Die bis zu 5.000 Jahre alten Bristlecone Pines sind die ältesten Lebewesen der Welt.
Die bis zu 5.000 Jahre alten Bristlecone Pines sind die ältesten Lebewesen der Welt.

Zwischen der Sierra Nevada und den Rocky Mountains liegt das Great Basin. Eine gigantische wüstenartige Ebene, die keine Verbindung zum Meer hat. Das bedeutet, dass es keinen Abfluss gibt und alles Wasser, welches aus Flüssen oder in Form von Niederschlägen ins Becken gelangt, dort versickert. Im Nature Center lernen wir, dass in diesem Gebiet für gewöhnlich große Trockenheit herrscht, der meiste Niederschlag fällt in Form von Schnee.

Unterhalb des Gipfels des 3.982 m hohen Wheeler Peaks im Great Basin National Park gibt es einen kleinen Hain mit uralten Bristlecone Pines (Kiefern). Sie wachsen dort in der Höhe seit vielen tausenden von Jahren und gelten als die ältesten Lebewesen auf der Erde. Bei im Tal noch knappen 40°C und weiter oben angenehmen 25°C steigen wir den Berg hoch (...ja, wir kommen mit Wanderpausen nicht wirklich klar). Am Rande eines großen Eisfeldes inmitten der schroffen, felsigen Berglandschaft stehen die vom UV-Licht und der Vegetation gezeichneten, knorrigen Bäume. Fast schon ehrfürchtig berühren wir die alten Stämme. Und dann fängt es plötzlich in Strömen an zu regnen! Ein freundlicher Bristlecone Pine gewährt uns Schutz, während wir den monsunartigen Regen abwarten.

Aufstieg zu Angels Landing
Aufstieg zu Angels Landing

Weiter geht es nach Utah, wo wir zunächst eine Canyontour im Bryce National Park unternehmen und anschließend weiter nach Zion fahren. Tagsüber ist es wieder sehr heiß und wir beschließen, dass eine Wanderung durch die Virgin River Narrows genau richtig ist! Der tiefe Canyon wird (wie der Name "The Narrows" ja schon vermuten lässt) immer enger, je weiter man den Fluss aufwärts läuft. Etwa 13 km kann man gegen die Strömung den Fluss hochwaten. Bei Sturm ist diese Wanderung nicht zu empfehlen, da das Wasser schnell steigen kann, aber noch ist alles ruhig und sonnig.

Am frühen Abend, als die Hitze etwas erträglicher ist, steigen wir Angels Landing im Zion hoch. In 21 Switchbacks geht es den Berg hoch, dann folgt eine kleine Kletterpartie teils mit Sicherungsketten bevor man den steilen Grat erreicht. Gerade als wir uns an den Ketten hochhangeln dröhnt Donner durch die Berge und kurz darauf bricht ein gewaltiger Thunderstorm aus. Nach einem schnellen Rundumblick vom Grat in den tiefen Canyon eilen wir den Berghang wieder hinunter. Der Sturm ist ganz plötzlich aufgezogen und hat dunkle Wolken mitgebracht, die nun von eindrucksvollen Blitzen durchzogen werden. Der darauf folgende sturzflutartige Regen löst Erdrutsche aus, was zu einer vorübergehenden Schließung des Nationalparks führt. Was für ein Timing mal wieder!

Durch's Death Valley und die nördlichen Ausläufer der Joshua Trees geht es zurück in die östliche Sierra.

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